Endstand

Elkos tauschen beim Marantz 4300 Quadro Receiver

Mein Marantz 4300 Quadro Receiver brummt leicht. Dies kommt durch ausgetrocknete Elkos auf der Netzteilplatine. Diese werden alle getauscht.

Der Receiver arbeitet mit 230V Wechselstrom. Dies ist lebensgefährlich! Arbeiten dürfen nur im spannungslosen Zustand durchgeführt werden.

Marantz 4300 Quadro Receiver: Elkos wechseln

Um die Platine auszubauen, muss sie als erstes losgeschraubt werden. Außerdem müssen alle Kabel, die vom Trafo kommen abgelötet werden. Der Steckverbindung wird aufgetrennt. Das schwarz / rote Kabel, welches nach unten verläuft, kann abgeschnitten werden. An diesem Kabel ist ein Kondensator angeschlossen, der nicht auf die Platine gepasst hat. Die neuen Elkos sind aber um einiges kleiner und damit kann dieser direkt auf die Platine gelötet werden. Als Ersatz für die alten Elkos kommen 105° Typen zum Einsatz.

Auf der Unterseite befindet sich noch ein weiterer Elko, der ebenfalls zur Netzteilplatine gehört und ausgetauscht wurde. Hier ist die Teileliste mit den Conrad Bestellnummern. Wenn man gerade dabei ist, kann man diese Modifikationen gleich mit durchführen.

Es war nicht bei allen Kondensatoren die gleiche Spannungsfestigkeit verfügbar. Ich habe dann die nächst höhere gewählt.

Hier meine Ausbeute. Das Braune ist übrigens Kleber und kein ausgelaufenes Elektrolyt.

Nach einiger Zeit macht der Receiver wieder Probleme. Es ist ein starkes Poti-Kratzen kurz nach dem Einschalten zu hören. Wenn er dann etwa eine halbe Minute in Betrieb ist, ist auch das Kratzen verschwunden. Zuerst dachte ich, dass das Lautstärkepoti verschmutzt ist. Dann würde der Fehler aber nicht nach kurzer Zeit verschwinden. Also gibt es nur eine andere Ursache des Problems: Gleichspannung auf dem Poti durch defekte Koppelkondensatoren. Diese Kondensatoren sollen eigentlich verhindern, dass Gleichspannung am Poti anliegt, aber im Laufe der Jahre kann es passieren, dass Leckströme fließen. Und dadurch kratzt es. Ich habe mich also entschlossen alle Elkos zu tauschen.

Als erstes habe ich die Elkos auf den beiden Endstufenplatinen (P700) getauscht, weil diese Platinen leicht ausgebaut werden können. Danach sollte in jedem Fall der DC-Offset und der BIAS kontrolliert werden. Wie das geht, steht hier. Auf P700 befinden sich auch ein paar anfällige Bauteile. Die sollten bei dieser Gelegenheit gleich mit ausgetauscht werden.

Um an PD01 (Tone Amp) und PE01 (Pre Amp) zu gelangen muss der Receiver auf den Kopf gestellt werden und die Bodenplatte abgeschraubt werden. Als nächstes wird die Frontplatte abgebaut. Wenn diese abgeschraubt ist, können die Potis für die Klangregelung abgeschraubt werden. PD01 ist an die Platine mit den Potis gelötet. Aber mit Lötsauglitze und viel Geduld lassen sich beide trennen. Wenn dann PD01 und PE01 lose sind, können die Kondensatoren mit viel Gefummel getauscht werden. Wenn man gerade dabei ist, sollten die Transistoren HE13-HE20 auch getauscht werden. Wie das geht habe ich hier beschrieben. Außerdem gibt es auch hier ein paar anfällige Bauteile.

Die Kondensatoren von PD01 und PE01 sind jetzt getauscht. Das war bis jetzt die schwierigste Arbeit.

Hier sieht man noch PM01 (Phase Convertor). Hier habe ich auch alle Kondensatoren getauscht.

Nach dem Tauschen war das Poti-Kratzen verschwunden.

Nachdem ich die Elkos im Signalpfad getauscht habe, wollte ich Nägel mit Köpfen machen und die restlichen auch noch tauschen.

Als erstes kam der AM-Tuner dran. Die Platine lässt leicht sich hoch kippen, nachdem sie losgeschraubt wurde. Im Service-Manual ist ein Fehler: C160 hat 4,7µF und nicht wie angegeben 47µF.

Der einzelne Elko an der Feldstärkeanzeige wurde gleich mit getauscht.

Das Dolby Noise Reduction System ist als steckbares Modul ausgeführt. Es kann nach Lösen der drei Schrauben am Boden einfach abgezogen werden.

Das eigentliche Modul, welches aus drei Platinen besteht, kann nach Lösen weiterer vier Schrauben aus dem Gehäuse gezogen werden. Danach lassen sich die beiden äußeren Platinen abschrauben und wegklappen. Das Layout der Platine wurde nachträglich geändert und es wurde ein zusätzlicher Elko (100µF, 25V) eingebaut. Dieser ist nicht im Service-Manual aufgeführt. Das war bis jetzt der aufwändigste Teil. Auf beiden Platinen müssen insgesamt 40 Elkos getauscht werden.

Die nicht im Service-Manual aufgeführten Elkos habe ich in der Zwischenzeit nachbestellt und gewechselt.

Dagegen ist P400 ein Kinderspiel. C413 kann durch ein stehendes Exemplar ersetzt werden, da die entsprechenden Bohrungen in der Platine vorhanden sind. Dabei muss man aber peinlichst genau auf die Polarität achten, da der Aufdruck für die stehende Montage nicht stimmt. Auch hier gibt es ein paar anfällige Bauteile.

Ich hatte wieder etwas Zeit. Jetzt kamen die Elkos von P200 (FM IF-Amplifier) dran. Die Platine befindet sich an der Unterseite unter einer Abschirmung. Wenn diese weggeschraubt wird, kann die Platine ebenfalls abgeschraubt werden. Anschließend lässt sie sich bequem zur Seite kippen. Aber Achtung: C250 hat 22µF und nicht wie angegeben 10µF. Beim Zusammenbau ist darauf zu achten, dass keine Kabel mit der Abschirmung eingeklemmt werden.

In der Zwischenzeit habe ich die Elkos auf der Vari-Matrix-Platine (P500) gewechselt. Achtung: C513 und C514 haben 1µF und nicht, wie im Service-Manual angegeben, 3,3µF.

Als Nächstes kam der MPX (P300) dran. Hier werden die beiden Stereosignale erzeugt. Ich habe jeden ausgebauten Elko penibel beschriftet. Dies habe ich gemacht damit ich, im Falle des nicht mehr Funktionieren des MPX, wieder zurück kann.

Die drei Kondensatoren C307-309 sind bipolare Elkos. Hierfür habe ich Folienkondensatoren bei RS Components bestellt.

Jetzt fehlen noch die Elkos, auf dem 400Hz Oszillator (PL01). Achtung: CL12 und CL13 haben 4,7µF 35V und nicht wie angegeben 10µF 16V. Auf der Unterseite der Platine befindet sich auch ein Kondensator.

Die letzten Elkos, die ich getauscht habe befinden sich auf der Switch Unit (PS01). Um hier heranzukommen muss viel auseinander gebaut werden. Als erstes wird die Frontplatte entfernt. Dann werden die Alukappen der Schalter von PS01 abgezogen. Anschließend werden das Lautstärkepoti und die drei Potis von der Tone Control Unit (PF01) abgeschraubt. Diese können dann nach hinten aus dem Chassis herausgezogen werden. Jetzt ist ein Blech erkennbar, welches auch an das Chassis geschraubt wurde. Dieses wird auch entfernt. Nun kommt es zum ungemütlichen Teil der ganzen Aktion: der Ausbau der Schalterinnereien. Wie das geht ist hier gut beschrieben. Man muss höllisch aufpassen, dass keine Kleinteile verloren gehen.

Wenn die Einsätze raus sind, kann die Platine abgeschraubt und nach oben gekippt werden. Die Kondensatoren habe ich auf den Bildern markiert. Als Ersatz habe ich keine Elkos sondern Folienkondensatoren (siehe MPX) verwendet. Diese habe ich bei RS Components bestellt. Jetzt muss nur noch alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen gebaut werden. Aber aufgepasst: immer darauf achten, dass nichts verloren geht.

Fazit

Das ist der Endstand. Ich 177 Elkos getauscht. Die Elkos habe ich alle vermessen. Dabei ist aufgefallen, dass keiner unterhalb der Nennkapazität (abzüglich Toleranz) lag. Allerdings waren viele der violetten und schwarzen (im Bild markiert) deutlich drüber (Abweichung >50%). Leckströme kann ich mit meinen bescheidenen Mitteln leider nicht messen.

Was hat es gebracht? Diverse Nebengeräusche sind verschwunden. Und ich habe das gute Gefühl, dass in Sachen Elkos so schnell nichts mehr ausfällt.

Update

In der letzten Zeit ist immer mal wieder einer der großen Gleichrichter im Netzteil durchgebrannt. Dies war immer sehr spektakulär und geruchsintensiv.

Hier sieht man die explodierte Diode. Dies kann eigentlich nur an den großen Siebelkos der Endstufen liegen. Also werden die auch getauscht.

Hier sieht man die neuen Teile. Sie haben 22000µF und 63V. Die Abmessungen sind ähnlich zu den originalen.

Die alten Elkos sind verlötet, die neuen haben einen Schraubanschluss. Deshalb muss hier leicht umgebaut werden.

Das Lötzinn der Massebrücke muss so gut es geht entfernt werden. Das Loch muss ein bisschen aufgefeilt werden, damit die Schrauben gut passen. An die Kabel werden Ösen angelötet.

Hier sieht man die Kondensatoren von oben. Sie sind ein paar Millimeter länger aber der Deckel geht noch gut zu. 

Kommentare

5 Antworten zu „Elkos tauschen beim Marantz 4300 Quadro Receiver“

  1. Heiliger Bimbam! Was für ein Eingriff. Am offenen Herzen.
    Hut ab für eine solch gelungene Restauration!

  2. Hey.
    Ganz ehrlich,….. absoluter Unfug was du da getrieben hast. Du schreibst selbst am Ende, das keiner der Elkos dahingehend auffällig war, als das seine Kapazität gesunken ist.

    Mit deinen eigenen Mitteln, kanns du sehr wohl die Leckströme messen. Einfach mal nen großen Elko ausbauen, besaften und mit dem DMM ( hochohmig ) zeitweise die Spannung KURZ messen.

    Du wunderst dich, das bei dem massiven Elkotausch am ende Gleichrichter hochgehen? Schon mal überlegt, das die aktuelle Elko-Technologie auf niedrige Innenwiderstände abzielt ? – ESR ! Wer so extrem Elkos auf Verdacht tauscht, muss auch daran denken, das die Dinger auch geladen werden wollen.

    Ich kann deine Gründe, und die der anderen Elkotauscher verstehen, nur wenn tauschen, dann nicht auf Verdacht und WENN…dann erstmal nur die Stützelkos vom Netzteil, dazu auch gleich die Gleichrichter und ggf. die Lastwiderstände für etwaige Stabilisierungsarbeiten. Damals hat man noch nicht so extrem auf IC-Spannungsstabis gesetzt. Da war noch Zenerdiode und Transe angesagt !

    Fazit: deinem Marantz hast du keinen Gefallen getan! Eine gründliche Reinigung und Messung der Spannungen und Ströme wäre nachhaltiger für dich und deine Leser gewesen.

    1. Hallo Alex,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Wie du richtig schreibst, hätte ich mir das ganze sparen können.
      Fakt ist allerdings, dass einige der Elkos außerhalb der Toleranz lagen, was die Kapazität angeht. Damals (vor 12 Jahren) habe ich den ESR nicht messen können. Und deine „Messmethode“ ist eher Schätzmethode und funktioniert auch nur bei großen Kapazitäten. Und jetzt erkläre mir auch mal, warum sie besser sein soll. Ich muss doch den betreffenden Kondensator dazu auch auslöten. In der Zwischenzeit habe ich ein Gerät, mit dem ich den ESR bestimmen kann.
      Auch die Aussage, dass die aktuelle Elko-Technologie auf niedrige Innenwiderstände abzielt ist nicht richtig. Es gibt heute Elkos mit sehr niedrigem ESR. Aber das sind nicht alle.
      Der Gleichrichter im Netzteil ist übrigens aufgrund der alten Ladekondensatoren zwei mal explodiert. Nach Austausch dieser beiden Elkos war Ruhe. Und die restlichen Elkos auf der Netzteilplatine hatten sichtbare Wärmeschäden.
      Zum Thema Nachhaltigkeit. Er läuft jetzt seit 12 Jahren mit den neuen Elkos ;-)

      Grüße
      Norman

  3. Avatar
    thorsten schneider

    Oh vielen Dank ;o) für die ganzen Infos die bipolaren Elkos liegen bestimmt im Signalweg sowas sollte man dann wenn auch gegen einen bipolaren Elko austauschen weil die einen gewissen klanglichen Effekt haben genau wie bei Lautsprecherweichen wenn dort im Mittelton Elkos verbaut sind hat das auch seinen Grund !!! die klingen nämlich viel smoother und deshalb macht man sowas nicht (tausch gegen MKT MKP MKwasweißich) dann ist der Sound dahin !!

    1. Hallo Thorsten,

      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Man sollte sich immer ganz genau ansehen, wie die Schaltung außenherum aussieht und welche Parameter eines Kondensators hier eine Rolle spielen. Deshalb sind Aussagen wie „Kondensator X hat Einfluss Y“ meistens falsch. Und an dieser Stelle im Stereodecoder hat der andere ESR keinen relevanten Einfluss.

      Grüße norman

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